Die Alstertwiete ist eine vornehme Adresse – nur einen Steinwurf entfernt von Hamburgs Vorzeigegewässer und in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem der bekanntesten Hotels der Stadt: dem Atlantic. Hier soll ein weiteres Hotel entstehen, ebenso wie neue Wohnungen. Dafür muss allerdings erst eine Zeile älterer Häuser weichen. Mit den Abbrucharbeiten wurde EGGERS Tiefbau betraut.
Es ist ein sonniger Vormittag Anfang Juni; auf der Alster sind vereinzelt ein paar Segelboote unterwegs. An der Alstertwiete wird gemessen, gegraben, geräumt.
Bauleiter Jan Schreer kommt direkt aus der Baubesprechung. Seit Januar 2025 ist er hier vor Ort im Einsatz. Zwei von insgesamt sieben Gebäuden müssen noch abgerissen werden. Eigentlich sollte es heute weitergehen, jedoch sind die Sanierungsarbeiten an den letzten beiden Objekten noch nicht vollständig abgeschlossen. Sanierung trotz Abbruch? Das klingt paradox.
„Die Wände der alten Häuser enthalten zum Teil asbesthaltige Spachtelmassen“, erklärt Schreer. „Diese müssen vor dem Abbruch saniert werden. Da die Spachtelmassen sich nicht lokalisieren lassen, wurde der komplette Putz als asbesthaltig eingestuft und muss entfernt werden.“
Dafür wird ein Schwarzbereich eingerichtet – das heißt, der kontaminierte Bereich wird luftdicht abgeklebt, davor Personen- und Materialschleusen errichtet. Die Sanierer stemmen Tapeten und Putz ab, Unterdruckgeräte sorgen dafür, dass keine Asbestfasern nach außen gelangen. Das belastete Material wird staubdicht verpackt, ausgeschleust und auf eine Deponie gefahren. „Mit dem Abbruch können wir erst starten, wenn die Räume freigemessen, also keine Fasern mehr in der Raumluft messbar sind.“
Dieser Vorgang ist Usus, die Gebäude wurden bereits vor der Ausschreibung auf Schadstoffbelastungen untersucht. Dennoch verzögert sich der Rückbau, da die Genehmigung für die notwendige Straßensperrung noch nicht vorliegt. In der eng bebauten Innenstadt kann EGGERS die Straße nicht als zusätzliche Ausweichfläche nutzen. „Die Feuerwehr hat ein Veto eingelegt, weil sie die Straße im Notfall als Aufstellfläche für eine Drehleiter, sprich einen zweiten Rettungsweg für das gegenüberliegende Gebäude benötigt“, weiß Schreer. „Wir werden deshalb mit mobilen Absperrschranken arbeiten, die im Einsatzfall ohne Werkzeug entfernt werden können.“
Überraschungen gehören dazu
Jan Schreer gehört seit Mitte 2021 zur EGGERS-Gruppe. Ursprünglich hat er Baustoffprüfer gelernt, nach einer Zusatzausbildung ist er nun Bautechniker.
Der 38-Jährige koordiniert bei diesem Abbruch je nach Bauphase bis zu 20 Mitarbeiter. „Die größte Überraschung bisher: Beim Abtragen der ersten Gebäude sind wir auf massive Fundamentplatten gestoßen, die nicht in den Bestandsunterlagen verzeichnet waren. Die mussten wir regelrecht rausstemmen – aufgrund der Größe ließen sie sich nicht mit der Betonschere brechen.“ Für diese lärmintensiven Arbeiten wurde ein gesonderter Zeit-Slot am Vormittag genehmigt.
Lärm ist generell ein sensibles Thema mitten in der Stadt. So erkundigte sich der Bauherrenvertreter vor Beginn der Arbeiten in der benachbarten Schule, ob es lärmsensible Zeiträume gäbe. Es wurde eine Prüfungswoche genannt – mit der Vereinbarung, in dieser Zeit auf laute Arbeiten zu verzichten. „Allerdings gesellten sich immer mehr Termine hinzu“, erinnert sich Schreer schmunzelnd. Am Ende ließ er eigens eine Wand mit Schallschutzplatten errichten, der gesamte Schulinnenhof wurde zusätzlich mit einem Gerüst ausgesteift. Eine Maßnahme, die der Auftraggeber, das Hotel Atlantic, übernahm.
Für solche Herausforderungen Lösungen zu finden, gehört zum Alltag eines Bauleiters.
Abbruch marsch
Mitte Juni ist es dann so weit, es kann weitergehen: Baggerfahrer Sven Jensen setzt sich in seine Fahrerkabine, richtet den Arm des Cat 340 Longfront-Baggers aus und lässt die Abbruchschere in die Häuserwand krachen. Scheinbar mühelos fallen die einzelnen Kalksandsteine in sich zusammen, Etage für Etage arbeitet sich die Maschine durch das Gemäuer. Die entstehenden Staubwolken werden durch kontinuierliche Bewässerung eingedämmt. Als Abbruchschutz zur Straße hin dient eine riesige Gummimatte, die von einem Tele-Kran gehalten wird. Wenn der Bagger mal pausiert, sortieren Bauarbeiter am Fuße des Abbruchhauses das heruntergefallene Material in mineralischen bzw. nicht-mineralischen Schutt.
Am Ende werden rund 4.800 Kubikmeter Bauschutt das Gelände verlassen haben. Der verwertbare Teil wird bei EGGERS im Brecher zerkleinert und anschließend als Gebrauchsmaterial – etwa für Baustraßen – wieder dem Markt zugeführt. Doch bevor er abtransportiert wird, erfüllt der Schutt noch eine wichtige Funktion: Er dient als Rampe für den Abrissbagger. „Trotz seines Arms mit einer Reichweite von 25 Metern muss das Gerät stabil von oben greifen können“, erklärt Schreer. „Erst wenn wir nicht mehr in die Höhe müssen, kann der Schutt abgefahren werden.“
Sobald die letzten Gebäude gewichen sind, beginnt an der Alstertwiete etwas Neues: Geplant ist ein Hotel mit 125 Zimmern und großer Spa-Landschaft sowie 29 Wohnungen. Auch EGGERS ist dann wieder mit dabei.
In einer Arbeitsgemeinschaft mit der G + K Spezialtiefbau und Umwelttecknik GmbH, sowie der Keller Grundbau GmbH übernimmt EGGERS Tiefbau die Herstellung der Baugrube - eine wichtige Grundlage für das neue Quartier in zentraler Lage.
