Tangstedt, 19.08.2024.
Für Leif Nebel steht die Sicherheit seiner Mitarbeiter an erster Stelle. An zweiter die Wirtschaftlichkeit. Beides vereint das neue Fernsteuerungstool CAT Command, mit dem Flächen sich schneller und gefahrloser von Kampfmitteln befreien lassen. Wir trafen den Chef der EGGERS Kampfmittelbergung zum Interview.
Herr Nebel, was ist das neue CAT Command, welche Rolle spielt es in der Kampfmittelbergung?
Leif Nebel: Das CAT Command ist ein modernes Fernsteuersystem der Firma Caterpillar, mit dem sich eine Maschine, etwa ein Bagger, aus der Ferne bedienen lässt. In unserem Fall erlaubt es dem Bedienenden, außerhalb des Gefahrenbereichs in einem sicheren Kommandostand ein Gelände maschinell zu beräumen.
Was ist das Besondere an dieser Technologie?
LN: Es handelt sich in Verbindung mit CAT Command um ein hochmodernes und komplexes System, das ähnlich einem Parkassistenten im Auto mit mehreren Kameras und einer umfangreichen Sensorik ausgerüstet ist. Es funktioniert über WLAN oder ein lokales 5G-Netzwerk und ist in der Lage, eine große Menge an Daten zu berechnen und bezieht auch künstliche Intelligenz mit ein. Nur ein Beispiel: Wenn wir in großer Tiefe eine Bohrlafette lotrecht ausrichten müssen, dann macht das nicht mehr der Mensch, sondern das berechnet eine Maschine. Die Ausrichtung erfolgt autonom, um auch aus der Ferne optimale Ergebnisse zu erzielen.
Wann kommt der neue Kommandostand zum Einsatz?
LN: Wir werden beauftragt, wenn eine Fläche belastet ist – etwa durch Rüstungs- oder Kriegsaltlasten. Manchmal kommt beides zusammen. Unsere Aufgabe ist es, solche Flächen kampfmittelfrei zu machen. Wir konnten das neue CAT Command auch schon erfolgreich in der Praxis testen, auf einem ehemaligen NATO-Flugplatz, der künftig als Solarpark dienen soll. Da haben wir eine Fläche von 300 Hektar bearbeitet – das hat uns wertvolle Erfahrungswerte geliefert. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden.
Was leistet das System konkret, was herkömmliche Kampfmittelbergung nicht konnte?
LN: Bisher waren wir gezwungen, große Kampfmittel über fünf Zentimeter bzw. mit mehr als 100 Gramm netto Explosivstoffmasse in einer aufwendigen Vorsondierung händisch zu entnehmen, um im Anschluss den Boden mechanisch zu behandeln. Nun können wir auf die Vorsondierung verzichten und den Boden unmittelbar behandeln. Dank dieser Technik lassen sich also große Flächen sehr effektiv bearbeiten.
Wie sind Sie auf das CAT Command gekommen?
LN: Wie es immer so ist: Man hat eine Idee und sucht nach Lösungen. Da Arbeitssicherheit uns enorm wichtig ist, wir aber gleichzeitig effizient sein wollen, haben wir überlegt, wie sich das kombinieren lässt. Solche Fernsteuerungsmechanismen sind ja nicht gänzlich unbekannt. Bis 2018 war diese Technik allerdings ausschließlich dem Militär vorbehalten und durfte auch nicht aus den USA exportiert werden. Wir haben uns dann an unseren größten Lieferanten, die Firma Zeppelin gewandt. Die agieren in Deutschland als Händler für Caterpillar. So kamen wir zusammen. Seit Ende 2022 waren wir – nach einem aufwendigen Zulassungsprozedere – der erste offizielle Betreiber eines solchen Fahrstandes mit allen dazugehörigen Zulassungen in Deutschland.
Was bedeutet das für EGGERS?
LN: Wir können uns dadurch am Markt als kompetenter, professioneller und auch führender technologischer Partner im Bereich der Kampfmittelräumung positionieren. Auf der wirtschaftlichen Seite bedeutet dies für unsere Kunden eine Leistungssteigerung von 15 bis 20 Prozent – und das ist eher tiefgestapelt.
Wir bedanken uns für das interessante Gespräch.