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Unterm Überseering: Der Bau der U-Bahn-Linie 5

Er kam, sah und legte los: Der mächtige Long-Reach-Bagger ist um 6 Uhr angeliefert worden, kurze Zeit später ist er bereits im vollen Einsatz auf der Baustelle „U5 Ost“. Mit seinem 16 Meter langen Arm greift er direkt in die Erde, zieht sie empor und bereitet damit den Weg für Hamburgs Zukunft: Seit September läuft am Überseering der Tiefbau für die neue U-Bahn-Haltestelle „City Nord“.

 

90.000 Kubikmeter Bodenaushub müssen hier weg.“ Jan Bünning ist sofort im Thema: „Wir heben die Baugrube für einen Tunnel in offener Bauweise aus. Der Trog misst 21,50 Meter Breite und 16 Meter Tiefe“, erklärt der EGGERS-Bauleiter seine Aufgabe für die Docks 1 und 2. In der Baugrube steht ein weiterer Bagger, der dem Long-Reach-Bagger zuarbeitet. Ein dritter soll die freigelegten Schlitzwände mit einem Besen säubern. „Das ist technisch und logistisch schon anspruchsvoll“, betont Bünning. „Die Herausforderung hier mitten in der Stadt lautet: Wie kriegen wir sicher und geordnet die gigantischen Erdmassen bewegt?“

Unberührter SandSE20241108_0068_HighRes

Wir stehen am tiefsten Punkt der Baugrube. Um die Baugrube zu stabilisieren, wurden massive Stahlbetonträger eingebaut, die sich über die Grube spannen. „Diese Aussteifungen sind notwendig, damit die Grube hält, während wir uns in den Untergrund vorarbeiten“, so Bünning. Die Bagger um uns herum arbeiten unbeirrt weiter. Was für den Laien wie einfacher Sand aussieht,  entpuppt sich als Besonderheit für Hamburgs Innenstadt: Es ist geogener Boden. „Das heißt, wir befinden uns nun in Tiefen, die unterhalb dessen liegen, was mal von Menschenhand berührt wurde“, weiß Bünning. „Der Sand ist astrein, damit könnten Kinder spielen.“ Gleichzeitig lassen sich in den Sandschichten dunkle Stellen erkennen. „Hier beginnt Mergel – ein sehr steifer Lehm, fast so hart wie Beton. Der wird gern als Dichtungsmaterial genommen, etwa im Deponiebau. Eingebaut ist er nahezu wasserdicht.“

Nachhaltigkeit im Fokus

Im Minutentakt befahren Lastwagen die Baustelle – sie transportieren den Erdaushub ab. Ein Teil landet im Aufbereitungslager für geogenen Boden im Hamburger Hafengebiet, andere Bodenarten werden von Entsorgungsunternehmen verwertet oder deponiert. Die Umweltauflagen erfordern es, dass das Material genau getrennt wird, weshalb im Baubüro von EGGERS stapelweise Lieferscheine liegen. „Jeder Boden wurde in Rasterproben analysiert – wir müssen ihn genauso abfahren, damit jede Belastungsklasse korrekt verwertet wird“, erklärt Bünning.

SE20241108_0009_HighResDeutschlands derzeit größtes U-Bahnprojekt folgt einem genauen Umweltplan. Neben dem Boden wird auch der Abbruch von Beton recycelt. „Alles, was wir an Beton abtragen, geht in den Wertstoffkreislauf“, erläutert Bünning. „Das Material wird bei EGGERS in der Recycling-Anlage zerkleinert und dient später als Tragschicht für neue Bauprojekte.“ Auch das Wasser, das beim Aushub aus den Sandschichten freigesetzt wird, muss aufwendig aufbereitet werden, bevor es wieder ins städtische Siel gelangt.

Neben dem Aushub im Trog laufen viele weitere Arbeiten und Nebenleistungen: Baustraßen und Arbeitsebenen müssen erstellt und gepflegt, Abbrucharbeiten für notwendige Verbaumaßnahmen und Hindernisbeseitigungen erledigt werden – teilweise in Handarbeit. Zudem sorgen EGGERS-Mitarbeiter für die Reinigung der angrenzenden öffentlichen Straßen.

Die Faszination von Baustellen

Bis Ende 2026 sollen hier jeweils ein Gleisbett sowie die Treppenhäuser mit Ein- und Ausgängen entstehen. „Das Ganze bewegt sich dann Richtung Stadtpark, wo die geplante Tunnelbohrmaschine zum Einsatz kommen wird.“ Es sind die Größe und die Komplexität der Aufgabe, die Bünning begeistern – der präzise Einsatz von Maschinen, das Hantieren mit Ressourcen, die Sicherheit der Abläufe. „Hier unter den Stützen zu stehen und den Aushub zu sehen, das ist schon spektakulär“, schwärmt der Bauingenieur, während er den Long-Reach-Bagger beobachtet, der seinen Hals wie eine Giraffe nach unten senkt. „Eigentlich ’ne schöne Baustelle“, resümiert er fast liebevoll.

 

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Daniel Steinmetz

Leiter Unternehmenskommunikation