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Hochwasserschutzprojekt Alanddeich

Geschrieben von Daniel Steinmetz | Jan 7, 2025 12:47:56 PM

Am Aland bei Wahrenberg entsteht unter der Regie der EGGERS Umwelttechnik ein neuer Deich. Wir haben mit Dominic Krüll, dem stellvertretenden Leiter der Niederlassung Wittenberge, über den aktuellen Stand und die Besonderheiten des Hochwasserschutz-projekts gesprochen.

Herr Krüll, was passiert derzeit beim Deichbau am Fluss Aland?

D. Krüll: Wir setzen dort momentan zwei Baumaßnahmen um. Begonnen haben wir mit einer Deich-Rückverlegung: Dabei 
bauen wir einen neuen Deichabschnitt von 650 Metern vor einen näher am Wasser gelegenen Deich. Wir nehmen also 
die kürzere Strecke einer Kurve und entfernen ca. 750 Meter des alten Deiches. Dadurch schaffen wir mehr Retentionsraum – so kann sich das Hochwasser bei Bedarf ausbreiten, ohne gleich Schäden zu verursachen.

Warum werden die bestehenden Deiche nicht einfach erhöht?

Die meisten Deiche sind hoch genug. Es geht eher um Verstärkung und Modernisierung. Der zweite Deichabschnitt von 1.600 Metern wird verbreitert und verstärkt. Dort gleichen wir Unebenheiten aus, bringen den Deichverteidigungsweg auf den neuesten Stand und erhöhen die Tragfähigkeit.

Welche Rolle spielt der Deichverteidigungsweg beim Hochwasserschutz?

Es handelt sich um einen befestigten Weg auf der Landseite des Deiches. Er ermöglicht im Hochwasserfall den schnellen Transport von Sandsäcken und die Kontrolle des Deiches mit Fahrzeugen, ohne dass dabei die Deichkrone belastet wird, die bei Nässe aufweicht. Bisher gibt es dort nur schmale Spurbahnplatten aus DDR-Zeiten. Diese Platten werden entfernt und durch stabile Pflastersteine ersetzt.

Wie sieht die konkrete Umsetzung der einzelnen Baumaßnahmen aus?

Der Deichverteidigungsweg wird auf der Berme des Deiches aufgebaut – so, wie es auch im Straßenbau üblich ist: Wir nehmen die alten Platten herunter, bauen den Weg mit Sand neu auf, darauf kommen vernünftige Schottertragschichten und zuletzt Pflaster. Dafür verarbeiten wir 80.000 Kubikmeter Sand. Der neue Deich wird mit 200.000 Kubikmetern Aueton aufgebaut, den wir vor Ort aus Flutrinnen gewinnen. Diese werden bis zu fünf Meter tief ausgehoben. Die so entstehenden Teiche sind Teil der naturschutz-rechtlichen Ausgleichsmaßnahmen und dienen später als Biotope für Amphibien und andere Tiere. 

Worin liegen die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?

Zum einen erfolgen die Baggerarbeiten in den Flutrinnen unter Wasser, wir befinden uns dort bereits im Grundwasserbereich - das ist eine besondere Herausforderung. Zum anderen ist Ton ein empfindliches Material: Wird er zu nass, lässt er sich kaum bearbeiten, ähnlich wie Schmierseife. Allerdings hatten wir im Herbst Glück mit dem Wetter, der Deichneubau ist so gut wie abgeschlossen.

Welche Maschinen stehen Ihnen vor Ort zur Verfügung?

Wir nutzen verschiedene Walzen: Schaffußwalzen für den Ton und Glattmantelwalzen für den Sand. Schaffußwalzen imitieren den Effekt von Schafen, die mit ihren Hufen den Boden verdichten – bei der Walze geschieht dies mit Metallpickeln. Zusätzlich kommen Bagger, Raupen, Fräsen und Dumper zum Einsatz.

Wie lässt sich das Projekt in Bezug auf Dimensionen und finanzielles Volumen einordnen?

Wir sprechen von insgesamt 2,3 Kilometern Deichbau – das ist schon ordentlich – und einem Volumen von rund 5,3 Millionen Euro.

Die Hochwasserereignisse 2002 und 2013 waren in unmittelbarer Umgebung des EGGERS-Firmensitzes ...

Ja, damals waren auch Mitarbeiter von uns betroffen. 2013, als der Deich bei Fischbeck brach, floss viel Wasser ins Hinterland. Das zeigt, wie wichtig sichere Deiche sind – für die Region und für uns als Wasserbauunternehmen.

Zu wann rechnen Sie mit der Fertigstellung der Bauarbeiten?

Wir planen, die Arbeiten bis Ende 2025 abzuschließen. Ob weitere Abschnitte folgen, hängt von der Finanzierung durch das Land Sachsen-Anhalt ab. Wir stellen unser Knowhow natürlich gern wieder zur Verfügung.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke in dieses Projekt.

 

Fotograf: Anja Fisch